Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht über die zunehmende Armut in Deutschland berichtet wird. Für viele ist dies immer noch ein Tabu-Thema. Hartz IV, zunehmende Verschuldung privater Haushalte, wachsende Kinderarmut, all dies sind leider nicht nur Schlagworte, sondern harte Realität - Tendenz steigend!
Hier zu helfen war und ist eigentlich Sache der Politik. Diese ist aber auf Grund der zunehmend leerer werdenden Kassen immer weniger dazu in der Lage. Umso mehr sind Privatinitiativen gefordert.
Ein besonders lobenswertes Beispiel in diesem Zusammenhang ist die Olchinger Tafel, die unter der Schirmherrschaft der Bürgerstiftung Fürstenfeldbruck seit mehr als 3 Jahren Bedürftige kostenlos mit Lebensmittel versorgt.
Einmal pro Woche, und zwar immer dienstags, ist der Tafelladen in Olching, Hauptstrasse 82 (der Eingang ist im Hof des Hauses) von 10 ? 12 Uhr geöffnet.
Wer ist zur Abholung berechtigt ?
Grundsätzlich alle diejenige, deren Einkommen unter einem bestimmten Betrag, Armutsgrenze genannt, liegt. Im Zweifelsfall gibt das Sozialamt der Gemeinde Olching, Telefon 08142-2000, nähere Auskunft. Interessierte können sich aber auch unter Vorlage einer amtlichen Bescheinigung, wie z. B. Renten- bzw. Sozialhilfebescheid oder Arbeitslosenbescheinigung, jeden Dienstag zwischen 10 und 12 Uhr direkt im Tafelladen melden und sich bei Rechtmäßigkeit einen Abholausweis mitnehmen.
Wer den Tafelladen in Olching betritt, hat nie das Gefühl, an einer ?Armenspeisung? teil zu nehmen. Im Gegenteil. Die stets liebenswürdige und freundliche Art der darin arbeitenden Damen und Herren vermitteln in Verbindung mit der Ladeneinrichtung ein Gefühl, als ob man sich in einem ?Tante-Emma-Laden? der guten alten Zeit befindet. Hier herrscht eine Atmosphäre, die von allen Abholern mit menschlich und sympathisch beschrieben wird. Die Stimmung während der Öffnungszeiten ist entsprechend locker und gelöst, humorvolle Bemerkungen zwischen den Tafelmitarbeitern und den Abholern sind an der Tagesordnung. Tafelkunden, die oft anfangs mit gemischten Gefühlen ? manche aus falscher Scham, andere aus gewisser Befangenheit heraus - den Tafelladen betraten, freuen sich daher auch nicht nur der kostenlosen Lebensmittel wegen jedes Mal auf den Dienstag.
Auch die Kontakte innerhalb der Abholer sind gewachsen. Dienstags bilden sich bereits lange vor der offiziellen Öffnung des Ladens Gruppen und Grüppchen im Hof, die untereinander diskutieren und sich unterhalten. Auf diese Weise werden auch soziale Kontakte geschaffen, die für viele sehr wichtig sind, denn Armut hat in unserem Lande noch einen zusätzlichen negativen Nebeneffekt: Armut isoliert. Man kann sich vieles, was von unserer Zeit als wichtig erachtet wird - ohne es wirklich zu sein - nicht leisten, will es aber nach Außen nicht eingestehen. Daher zieht man sich eher zurück und leistet so der Vereinsamung Vorschub.
Dabei ist Armut zwar ein Schicksal, aber keine Schande. Armut kann jeden ganz plötzlich treffen. Familiäre Probleme, Krankheit, der Verlust des Arbeitsplatzes ? und schon ist man in der negativen Spirale. Wenn man sich dies vor Augen führt, braucht man keinerlei Bedenken oder Scheu zu haben, in den Laden der Olchinger Tafel zu gehen. Dort freut man sich auf die Abholer und behandelt sie entsprechend.
Und was die Qualität der dort abgegebenen Lebensmittel angeht, so ist diese tadellos. Versorgt wird die Olchinger Tafel von Supermärkten, Bäckereien usw. aus Olching und Umgebung. Fast alle Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs ( auch frisches Obst, Gemüse und Salate ) sind in den Regalen und Kühltruhen vorhanden. Und wenn dann wirklich von der Frischware noch etwas übrig ist (ausgenommen sind verpackte Waren mit noch gültigem Haltbarkeitsdatum), so werden damit der Olchinger Sozialdienst oder andere Tafel des Landkreises versorgt, denn am nächsten Dienstag kommt wiederum nur frische Ware, die am Montag Nachmittag geholt und geputzt wird, zur Verteilung.
Nebenbei: auch Privatpersonen spenden oder bringen selbst gekaufte Lebensmittel als Zeichen ihrer Solidarität im Tafelladen vorbei.
Den Kunden der Tafel ermöglicht diese Einrichtung, Geld, das sie normal für den Lebensmittelkauf bräuchten, so einzusetzen, dass ihr Leben wieder etwas lebenswerter wird, in dem sie sich auch mal die eine oder andere Sonderanschaffung gönnen können. Damit löst sich vielleicht auch etwas die soziale Isolation ? und wenn es nur über die Kontakte geschieht, die jeden Dienstag im Hof des Tafelladens geknüpft und gepflegt werden.
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